Neugestaltung Freianlagen, Elisabeth-Lange-Schule

Neugestaltung der Freianlagen Elisabeth-Lange-Schule

Ort: Hamburg-Harburg, Ehestorfer Weg 14
Leistungszeitraum: 2021–2025
Leistungsphasen nach HOAI: 1-8
Fläche: qm
Bausumme: 1.000.000 EUR
Bauherr: GMH Gebäudemanagement Hamburg GmbH

Elisabeth-Lange-Schule, Hamburg

Ausgangssituation:
Der Abbruch eines großen Teils der Bestandsgebäude und der Neubau von zwei großvolumigen Schulneubauten machten eine weitgehende Neugestaltung der Freianlagen des Schulgeländes erforderlich. Die im Folgenden beschriebene Freiraumplanung wurde in enger Abstimmung mit der Schule, dem Gebäudemanagement Hamburg (GMH) sowie den beteiligten Architekten und Fachplanern entwickelt. Ferner waren auch die Universität Hamburg mit einem Projekt zur Steigerung der Biodiversität von Schulhöfen im Bereich Harburg, der Bezirk Harburg und die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) im Rahmen des Otto-Linne-Preises 2023 einbezogen.

Die Neugestaltung der Freiflächen des Schulgeländes sollte an den sich immer deutlicher abzeichnenden Klimawandel angepasst werden – mit Augenmerk auf das Wassermanagement, die befestigten Flächen und die Bepflanzung. In Bezug auf das Niederschlagswasser erfolgte für das gesamte Schulgrundstück ein von uns angefertigter Überflutungsnachweis. Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird im Zuge der sukzessiven Neugestaltung des Schulgeländes erfolgen.

Lösungen:
Aufgrund der strikten Einleitungsbeschränkungen für Niederschlagswasser in die öffentliche Kanalisation und der Lage im Trinkwasserschutzgebiet des Wasserwerkes Süderelbe kann das auf den Dächern der Neubauten und den befestigten Flächen des Schulhofes anfallende Niederschlagswasser weder in die Kanalisation eingeleitet noch in unterirdischen Rigolen versickert werden.

Dementsprechend wird das anfallende Wasser oberflächlich gesammelt und dem natürlichen Gefälle nach Norden in die künftig naturnah gestalteten Randbereiche des Schulhofes geleitet. Dort wird es in den dortigen Mulden, Vegetationsflächen und temporären Wasserflächen zurückgehalten und zur Versickerung gebracht bzw. der Verdunstung überlassen. Hierdurch gelangt ein möglichst großer Teil des Niederschlagswasser in den obersten Grundwasserleiter, aus dem die Vegetation während Trockenperioden ihren Wasserbedarf decken kann und aus dem auf lange Sicht auch die tiefer gelegenen Grundwasserleiter mit Wasser angereichert werden. Der andere Teil des hier anfallenden Niederschlagswassers soll verdunsten und die Luft anfeuchten. Somit wird der zunehmenden Überhitzung des Klimas entgegengewirkt.

Bereits vor Beginn der Neuplanungen der Schulgebäude waren große Teile der Schule in provisorischen Klassenräumen untergebracht. Aufgrund des Platzbedarfs der Neubauten war es erforderlich den abgängigen Gebäudebestand sukzessive zurückzubauen und auch die hiesigen Klassen in weiteren provisorischen Klassenräumen unterzubringen. Diese wurden nach und nach errichtet und werden nach Fertigstellung des Neubaus auch Stück für Stück wieder zurückgebaut. Durch fünf unterschiedliche temporäre Gebäudezustände war es notwendig, eine jederzeit funktionierende Freiraumplanung
anzufertigen, die die erforderlichen Rettungswege, Zuwege und nutzbaren Schulhofflächen stets gewährleisten kann.

Das Schulgelände als Teil des Biotopverbundsystems / Ausgleich und Ersatz des Eingriffs
Dieser Bereich wird künftig als Teil des Biotopverbundsystemes des umliegenden Stadtteiles ein Mosaik aus vielfältigen Biotopen sein. Hier gibt es dann trockene und feuchte sowie nährstoffreiche und nährstoffarme Bereiche mit sehr unterschiedlichen Strukturen aus natürlichen Steinen, Holz, Schotter und Böden. Dieses Verbundsystem ist Teil des Schulprojektes zu Beobachtung und Monitoring der Tier- und Pflanzenwelt.

Im Zuge der Baumaßnahme müssen 42 zum Teil großkronige Bäume gefällt werden. Hierfür werden 42 Ersatzbäume in unterschiedlichen Arten, Gattungen und Sorten gepflanzt. Somit ist es  möglich, die erforderlichen Ersatzpflanzungen auf dem Schulgrundstück selbst herzustellen.

Da Richtung und Ausmaß des Klimawandel noch völlig unabsehbar sind, wird angestrebt, möglichst unterschiedliche klimaangepasste Arten und Sorten zu pflanzen.

Zertifizierung und Umgang mit Grauer Energie
Sowohl die Schulneubauten als auch der Freiraum ist gemäß den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGMB) zertifiziert. Die gesamte Freiraumplanung hat das entsprechende Auditoringverfahren durchlaufen.

Nach Möglichkeit sollen auch vorhandene und noch brauchbare Baustoffe vor einer Entsorgung bewahrt und wieder als Baustoff verwendet werden. Dies ist ein Beitrag zur Erhaltung und Weiternutzung „Grauer Energie“, die in bereits produzierten und früher genutzten Baustoffen inhärent ist. Hierbei ist das Problem, dass der Zeitpunkt des Abbruchs dieser potentiell wieder- bzw. weiternutzbaren Baustoffe beim Abbruch zeitlich sehr viel früher liegt als der Zeitpunkt für deren Wiederverwendung. Diese Baustoffe müssten  zwischengelagert werden und die Lagermöglichkeiten vor Ort sind leider begrenzt. Auch sind die Abbruch- und Neubaumaßnahmen Teil unterschiedlicher Planungs- und Realisierungsaufträge, die kaum zu koordinieren waren. Es konnte daher nur ein Teil der potentiell noch brauchbaren Baustoffe angemessen stofflich wiederverwendet werden.