Wettbewerb Straßenräume Eutin

Freiraumplanerischer und verkehrsraumplanerischer Realisierungswettbewerb
Ort: Historische Innenstadt Eutin 
Leistungszeitraum: 2014
Leistungsphasen: Realisierungswettbewerb
Partner: Korzó Tervezési Stúdió, Budapest / János Kiss, VR Works (Grafik), Verkehrsplaner Fömterv AG
Bauherr: Stadt Eutin

Hohe Wohnqualität für alle und große Flexibilität bei der Gestaltung der Wohnungsgrundrisse durch Reihung der Hauszeilen im Schottsystem und Ausrichtung zur Sonne.
Lärmschutz für den Innenraum durch durchgehende Gebäudestaffel am Bahndamm. Hochwertige individuell nutzbare Dachterrassen und Fassung des Quartiers durch quer gestellte Staffeln, beide Staffelformen sind kombinierbar.

Durch die zeilenförmige Bebauung entsteht Offenheit und gleichzeitig ein Gefüge von einzelnen Freiräumen unterschiedlicher Qualität: Platz zum Sitzen und Spielen. Bei dem Teilquartier Autofreies-Wohnen entsteht eine kleine Spielfläche und ein großer Platz mit Gemeinschaftshaus und Dachterrasse als Treffpunkt.

• Private Stellplätze entlang des Bahndammes und der Erschließungsstraße
• Als Lärmschutz entlang des Bahndammes können die Stellplätze als begrünte Carportanlage ausgeführt werden – auch zweigeschossig mit Fahrradboxen im Obergeschoss oder in beiden Geschossen.

Halbhohe Hainbuchen-Hecken – ein Element aus der Frank´schen Siedlung – leiten die Wege und schützen die privaten Gartenzonen. Ein- und Durchgänge im Fußwegesystem werden durch Rot-Dorne markiert. Baumraster aus verschieden blühenden kleinkronigen Bäumen markieren die Platzräume. Diese Elemente benötigen wenig Raum und geben dem ganzen Quartier in Anlehnung an die benachbarte Frank´sche Siedlung eine eigenes Gepräge.

Die Obstbäume in der Mitte des Quartiers können weitgehend erhalten werden. Die Entwässerungsmulden werden als flache Rasenmulden ausgebildet, Niederschlagswasser kann so versickern. Im inneren Bereich der Baufelder sind die Mulden durch bespielbare Sandsteinblöcke mit offener Fuge gefasst. Auf den Spielflächen erlaubt die Verwendung von weichem lärmdämmendem Spielgummi in Form von Mulden und Hügeln eine vielfältige Nutzung und freie Anordnung von Spielgeräten.

Leitmotiv und Komposition

Im 18. und 19. Jahrhundert war die Residenzstadt Eutin, die auch „Weimar des Nordens“ genannt wird, Wirkungsstätte vieler bedeutender Künstler wie z.B. des Komponisten Karl Maria von Weber. Wegen der zahlreichen Rosenpflanzungen in den Gärten und Vorgärten trägt Eutin auch die Bezeichnung „Rosenstadt“. Die Motive Musik und Rosen finden sich entlang des Weges vom Bahnhof durch die historische Innenstadt zum Großen Eutiner See, den verschiedenen Bereichen der Landesgartenschau und dem Schloss mit seinen historischen Parkanlagen.
Die Gestaltung der Wege- und Platzbeläge ist zurückhaltend und beschränkt sich auf wenige wiederkehrende Materialien wie einheitliche Betonplatten mit Natursteinvorsatz für alle gemischte Verkehrsflächen und Flächen für Fußgänger.
In den Bereichen Markt und Am Rosengarten wird auf Grund der mittelalterlichen Struktur das vorhandene Granitgroßsteinpflaster wieder großflächig verlegt.
Der gesamte Straßenraum wird barrierefrei gestaltet. Die durchlaufende Leitrinne dient neben ihrer Entwässerungsfunktion und dem gestalterischen Motiv als Führung für blinde und sehbehinderte Menschen.
Für das touristische Leitsystem werden alle Elemente in den Straßenbelag eingebettet: Die genannte Rinne ist das Rückgrat des Leitsystems, welches an ihren jeweiligen Anfängen, Verzweigungen und Richtungsänderungen auf in den Bodenbelag eingelassene Bronzeplatten zuführt, in die der Stadtgrundriss mit dem jeweiligen Standort und den touristischen Höhepunkten eingeprägt ist.

Der Bahnhofsplatz

Der Bahnhofplatz erstreckt sich vom Bahnhofspodest bis zu den gegenüberliegenden Gebäuden und integriert alle Verkehrsträger wie Bahnhof, Busstation und Fahrradabstellanlage. Die gesamte Fläche ist als Betonplatten- bzw. Betonpflasterfläche mit Natursteinvorsatz als Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich ausgewiesen. Alle Bushaltestellen sind südlich des Bahnhofgebäudes um einen überdachten Mittelbahnsteig konzentriert. Dieses erleichtert die Orientierung und das Umsteigen zwischen den einzelnen Buslinien und übrigen Verkehrsträgern. Nördlich des Bahnhofgebäudes ist eine teil-überdachte Fahrradabstellanlage vorgesehen.
Alle Flächen für Fussgänger- und Fahrradverkehr sind mit einem einheitlichen Belag gestaltet und gliedern sich in einen entsprechenden zentralen Bereich und Seitenbereiche die den jeweiligen Häusern mit ihren Läden und Gastronomie zugeordnet sind.
Der verrohrte historische Stadtgraben wird an dessen Querung mit einem besonderen großformatigen Belag, Bodenbeleuchtung sowie durch die Hörbarkeit des hier fließenden  Wassers wahrnehmbar gemacht.

Der Marktplatz

Der Markt wird mit seiner gesamten Fläche wieder für alle Bürger und Besucher der Stadt flexibel nutzbar sein: Das Kriegerdenkmal räumt seinen raumgreifenden Standort in der Platzmitte und rückt an die Seite des Platzes. Ein neuer Brunnen ersetzt den alten abgängien Brunnen an seinem bisherigen Standort: Aus großflächigen begeh- und befahrbaren Granitplatten sprudeln variabel steuerbare Wasserfontänen empor. Bei Veranstaltungen und an Markttagen, wird dieser Brunnen abgeschaltet, dieser tritt dann nicht in Erscheinung und die gesamte Fläche ist vollständig nutzbar.
Am bisherigen Standort des Kriegerdenkmals wird eine Bronzeplatte von der bewegten Geschichte des Marktes künden.
Die Freisitze der Gastronomie befinden sich nicht mehr unmittelbar vor den jeweiligen Häusern, so bleiben die umlaufenden Plattenflächen vor den Gebäuden frei für Passanten.

Am Rosengarten

Die Straße Am Rosengarten wird zu einer Sackgasse und verkehrsberuhigter Geschäftszone. Die Fahrbahn wird in ihrer derzeitigen Breite mit historischem Großsteinpflaster befestigt. Die Randbereiche werden mit der Rinne, Läuferstreifen und flachen Bordsteinen gegliedert. Ein neuer Brunnen, Ausstattungselemente wie Bänke erhöhen die Aufenthaltsqualität. Auf Grund der beengten Raumverhältnisse ist hier eine an den Häuserfassaden befestigte abgehängte Straßenbeleuchtung vorgesehen.